Kamingespräch-Kultur – Von oben links: Lisa Hilbich, Andi Kempf, Leon Walther, Christine Eixenberger, Tom Schneider, Erich Kogler, Klaus Beer, Martin Jacobi, Micol Krause, Alexander Schmid, Bernhard Altmann

Miesbach – Die Sorgen und Nöte der Künstler, Kulturschaffenden, Kreativen und all jenen, die Kultur überhaupt ermöglichen, waren Thema beim 2. virtuellen Kamingespräch der SPD Miesbach. Unter dem Motto „Corona – Kultur in Miesbach“ wurde deutlich, dass das Kulturleben jetzt strukturelle Förderung und langfristig Perspektiven braucht.
Dazu gehört auch die Forderung, im Landkreis Miesbach die Stelle eines Kulturreferenten zu schaffen, um der Kultur als „weichem“ Standortfaktor den ihr zustehenden Stellenwert zukommen zu lassen. Als Ergebnis ihres Kamingesprächs hat die SPD Miesbach mit dem Titel „New Deal Kultur – Wertschätzung und soziale Absicherung für alle, die Kultur möglich machen“ eine Petition an die Bayerische Staatsregierung gestartet: http://chng.it/PbwDZPv5vP.
Die teilweise prekäre Situation der Kultur- und Kreativwirtschaft schilderte die Kabarettistin Christine Eixenberger: „Die Kultur- und Kreativwirtschaft ist in Deutschland mit 174 Milliarden Euro Jahresumsatz und 1,8 Millionen Beschäftigten die zweitwichtigste Branche. Aber anders als die Automobilindustrie, sind wir schlecht organisiert.“ In der Pandemie falle das den Kulturschaffenden jetzt vor die Füße. „Viele von uns haben keine Absicherung und wissen nicht, wie es beruflich und finanziell weitergehen soll.“

Ähnlich sieht es auch Micol Krause: „In der Öffentlichkeit denkt man häufig, die Künstler basteln so vor sich hin.“ Doch wie viele Menschen im Hintergrund dafür sorgen, dass Ausstellungen, Aufführungen, Konzerte, Kabarett, Festivals und vieles mehr überhaupt stattfinden können, werde nicht gesehen. Das gehe häufig einher mit Selbstausbeutung, so die Kulturmanagerin. „Hier fehlt es auch an der Wertschätzung“, ist ihre Folgerung.
„Online Plattln geht einfach nicht“, meint Klaus Beer vom Miesbacher Trachtenverein. „Wir leben halt auch von der Geselligkeit“. Der Verein nützte die Pandemie, um das Trachtenheim zu renovieren und die Homepage zu aktualisieren. „Jetzt warten wir halt darauf, dass wir irgendwann wieder ausrücken dürfen“, sagt der Trachtenvorstand.
Auf einheitliche und für den Musikunterricht gut umsetzbare Hygiene- und Testkonzepte sowie die Geduld der Träger setzt Erich Kogler, Musiker und Leiter der Musikschule Tegernsee. „Wie soll man mit Maske und Abstandhalten ein Instrument unterrichten?“ Privat habe er sich als Musiker derzeit eher zurückgezogen und erstmal einen Zaun gebaut.
Die Sorge um den künstlerischen Nachwuchs treibt auch Martin Jacobi um. „Ich bin dran an neuen Konzepten und mit Martin’s Bar geht es schon irgendwann weiter“, ist der Gastronom überzeugt. „Aber welche Perspektive haben jungen Leute, die jetzt vor der Wahl stehen, in einen künstlerischen oder kreativen Beruf zu gehen?“
Was die finanzielle Unterstützung für künstlerische Projekte angeht, hat Alexander Schmid von der SMG Standortmarketinggesellschaft im Landkreis Miesbach, eine gute Nachricht. Gemeinsam mit dem Landkreis Bad Tölz und dem österreichischen Bezirk Schwaz sei man dabei, eine EUREGIO zu gründen. „Dort gibt es auch einen interessanten Fördertopf für kulturelle Projekte“, betonte Schmid. Anträge können bereits jetzt bei ihm persönlich unter alexander.schmid@smg-mb.de eingereicht werden.
Der SPD Miesbach ist es wichtig, dass von ihrem 2. virtuellen Kamingespräch nicht nur schöne Worte bleiben, sondern auch Taten folgen. Daher hat der Ortsverein bei change.org eine Petition mit dem Titel

„New Deal Kultur- Wertschätzung und Absicherung für alle, die Kultur möglich machen“

gestartet. Die Bayerische Staatsregierung wird darin aufgefordert, die Rolle der Kulturvermittlung neu zu definieren. Eine breite Diskussion über den Stellenwert und die soziale Absicherung von KünstlerInnen, Kreativen und all jenen, die zum „Stattfinden“ von Kultur beitragen, soll ebenfalls angestoßen werden.

Bitte anklicken: Link zu change.org