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Rudolf Pikola war ein kritischer Zeitgenosse. Er war Pädagoge mit Leib und Seele. Heute würde man sagen, ein „Reformpädagoge“.
Deshalb war er bei Eltern und Schülern gleichermaßen beliebt. Er war auch in der Erwachsenenbildung aktiv. So hat er schon 1947 die Volkshochschule Miesbach ins Leben gerufen.
Und er propagierte selbständiges Denken auch im politischen Bereich. Er dachte gesamtdeutsch und scheute sich nicht. Mit der Reformpädagogenvereinigung „Schwelmer Kreis“ Lehrertreffen in der DDR zu besuchen (die man damals – politisch korrekt – immer noch als „Sowjetisch besetzte Zone“ -SBZ- zu bezeichnen hatte.)
Außerdem bekämpfte er aktiv die Wiederbewaffnung der BRD und die Atombombenversuche.
Dazu hatte er in der kleinen linken Zeitung „Das andere Deutschland“ ein „fiktives Gespräch“ zwischen Rüstungsminister und Kardinal veröffentlicht. Durch ein illustrierendes Foto wurde aber klar, dass der Verteidigungsminister Strauß und der Münchner Kardinal Wendel gemeint sind.
So war er bald im Visier konservativer Politiker.
Damals waren in Bayern die Volksschulen hauptsächlich konfessionelle Bekennnisschulen. Man versuchte ihn als „nicht mehr tragbar“ für eine konfessionelle Schule hinzustellen und der damalige Kultusminister Maunz versetzte ihn nach München. (N.B. Maunz musste 1964 zurücktreten, weil seine Schriften aus der NS-Zeit bekannt wurden, in denen er die Naziherrschaft juristisch rechtfertigte.) –> Wikipedia: Theodor Maunz
Pikolas Versetzung erzeugte Aufruhr in Miesbach.
Der damalige Miesbach SPD-Vorsitzende Alker konnte Pikola dann dazu überreden, für die gerade anstehende Bürgemeisterwahl zu kandidieren.
Ein beispiellos heftiger Wahlkampf setzte ein. Hier zwei Flugblätter:
Man warf ihm wegen seiner DDR-Kontakte also vor, er sei „Handlanger der Mörder von Ungarn“. Der Volksaufstand in Ungarn im Jahr 1956 mit seiner blutigen Niederschlagung durch sowjetische Truppen war den Leuten noch gut im Gedächtnis. Allerdings verfingen alle diese Vorwürfe nicht ….