Günter Walther hat am Gymnasium Miesbach eine Facharbeit mit dem Titel „Miesbach 1945 -1949“ geschrieben, die später in der Reihe „Miesbacher Hefte“ (einer Initiative von Studiendirektor Michael Huber) veröffentlicht wurde.
Das einleitende Kapitel beschreibt den Einmarsch der Amerikaner in Miesbach:
Nach sechs Kriegsjahren ging im Frühjahr 1945 der Zweite Weltkrieg seinem Ende entgegen. Ende April waren die alliierten Streitkräfte schon tief nach Deutschland eingedrungen und es war abzusehen, dass die deutsche Regierung unter Großadmiral Dönitz früher oder später kapitulieren musste.
Trotzdem kam es in vielen Gemeinden weiterhin zu sinnlosen Aktionen, um das Vordringen der Alliierten zu verhindern. In Miesbach versuchte eine SS-Einheit am 1. Mai noch die Schlierachbrücke zu sprengen. Dieser Versuch wurde aber durch das energische Entgegentreten der Bevölkerung verhindert. Die Sprengung hätte Miesbach zur „verteidigten Stadt gestempelt und unheilvolle Wirkung gehabt“.
Der Einmarsch der Amerikaner in Miesbach am 2. Mai 1945 verlief ohne nennenswerte Zwischenfälle. Dies war in erster Linie dem zu dieser Zeit amtierenden Bürgermeister Carl Feichtner zu verdanken, der es als seine Aufgabe ansah, „mit allen Mitteln die kampflose übergabe der Stadt an die einrückenden Amerikaner zu gewährleisten“.
Dieses Vorhaben stieß aber im Vorfeld des Einmarsches auf größere Schwierigkeiten. So musste Carl Feichtner den Stadtkommandanten der Wehrmacht, Oberstleutnant Barbarino, von seinem sinnlosen Vorhaben abbringen, „Miesbach bis zum Letzten“ zu verteidigen.
Eine geplante Werwolf-Aktion, die nur an der totalen Betrunkenheit des Werwolfführers scheiterte, und das gefährliche Treiben des SS-Kommandos in den Tagen vor dem Einzug der Amerikaner sorgten außerdem für Unruhe.
Doch am 2. Mai gegen 16 Uhr konnte Bürgermeister Feichtner dem amerikanischen Truppenkommandeur die Stadt Miesbach kampflos übergeben.
Nach dem verdienstvollen Bürgermeister – der auch schon vor der Nazi-Zeit Bürgermeister war – wurde im Gewerbegebiet Nord der „Carl-Feichtner-Ring“ benannt.
Diesen Text und das gesamte „Miesbacher Heft“ dürfen wir hier mit Erlaubnis des Autor und des Gymnasiums Miesbach veröffentlichen (Klicken sie auf das Bild). Bei der Lektüre entsteht ein lebendiges Bild der Situation Miesbachs in der Nachkriegszeit. Lesenswert!
Die noch erhältlichen Miesbacher Hefte kann man beim Kulturamt im Waitzinger Keller käuflich erwerben.