Die Diskussionen um das sich derzeit im Parsberger Altwirt befindliche Wandgemälde „Kartenspielende Honoratioren“ von Josef Stallhofer nimmt die SPD Miesbach zum Anlass für folgende Stellungnahme:
Die SPD Miesbach stellt fest, dass die Rolle der zur Zeit des Nationalsozialismus in der Öffentlichkeit handelnder Personen nicht verharmlost werden darf.
Inzwischen ist hinreichend bekannt, dass die entsetzlichen Verbrechen zur Zeit des Nationalsozialismus nicht das Werk einiger weniger waren, sondern von vielen Unterstützern und Mitläufern ermöglicht und mitgetragen wurde.
Die SPD Miesbach spricht sich dafür aus, das erwähnte Wandbild – wenn überhaupt – an einem Ort auszustellen, an dem es in einem historisch kritisch erläuternden Kontext gezeigt werden kann. Ein geeigneter Ort dafür wäre ein Museum. Leider ist ein solches in Miesbach nicht vorhanden.
Angesichts der gegenwärtig in Miesbach geführten Diskussion sind folgende Fragen zu klären: Was wurde aus Menschen mit jüdischen Wurzeln? Gab es Euthanasieopfer? Lebten Sinti und Roma hier und was wurde aus ihnen? Wer von den Sozialdemokraten, Gewerkschaftlern, Kommunisten oder Angehöriger von Religionsgemeinschaften wurde verfolgt und sogar ins KZ gebracht? Und nicht zuletzt: Was mussten die Familien der Betroffenen erleiden? Dabei stellt sich natürlich auch die Frage nach den in der NS-Zeit verantwortlich handelnden Personen.
Diese vielen ungeklärten Themen zeigen deutlich, dass die Stadt Miesbach dringend eine Aufarbeitung der Geschehnisse der NS-Zeit braucht. Dazu sollte auch die Rolle wichtiger Institutionen, öffentlicher Einrichtungen, großer ortsansässiger Unternehmen und der Presse beleuchtet werden. Diese Diskussion ist wichtig für unsere Stadtgesellschaft.
Die SPD Miesbach fordert daher von der Stadt Miesbach zeitnah die Einrichtung einer „Geschichtswerkstatt“ mit professioneller Anleitung und Begleitung, bei der sich alle interessierten Gruppierungen der Gesellschaft (Vereine, Schulen, Kirchen etc.) sowie die Bürgerinnen und Bürger beteiligen können. Gemeinsam soll über die NS-Zeit in Miesbach geforscht werden. Das Ergebnis dieser „Geschichtswerkstatt“ kann dann in Ausstellungen gezeigt, in Publikationen dokumentiert und für die Nachwelt festgehalten werden.
Am 24. März kommenden Jahres jährt sich der Erlass des Ermächtigungsgesetzes zum 90. Mal. Dieses Gesetz ermöglichte 1933 den Weg Deutschlands in die NS-Diktatur. Dieses Datum ist sicher ein guter Anlass, auch in Miesbach mit der Aufarbeitung der Zeit zwischen 1933 und 1945 zu beginnen.